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Romani-Kultur in der Übersetzung
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Der Ausdruck der Romani-Kultur ist so dynamisch und vielfältig wie die unterschiedlichen Romani-Gruppen selbst. Mündliche Traditionen erhalten eine lebendige Kultur der Geschichtserzählung. Heilige Schriften wie die Bibel existieren auf Romani. Romani-Künstler tragen auf vielfältige Weise und in unterschiedlichen Sprachen zur darstellenden und bildenden Kunst bei.
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Paramiči ist das Kalderaš-Romani-Wort für „Geschichte”, „Legende” oder „Erzählung“. Die mündliche Überlieferung von Geschichten und Erzählungen in den vielfältigen Romani-Dialekten aus der ganzen Welt ist historisch gesehen die Grundlage für weite Teile der Romani-Kultur. Viele dieser Geschichten sind transkribiert und einige auch übersetzt worden.
Die Übersetzung der Bibel ins Romani reiht sich in eine feste, jahrhundertelange Tradition von Bibelübersetzungen und -kommentaren ein. Viele Romani haben den römisch-katholischen Glauben übernommen und sich der Pfingstbewegung angeschlossen. Andere praktizieren christlich-orthodoxen oder muslimischen Glauben.
Die Musiktraditionen der Romani haben seit jeher großen Einfluss auf die jeweilige nationale Musik und auf Komponisten, Musiker und Interpreten verschiedenster Richtungen weltweit, wie z.B. Gypsy-Jazz (manuš), Flamenco, Folk, klassische Musik, Blasmusik, Hochzeitsmusik oder Pop und Rock.
Zwar hat Puppentheater in Romani-Familien und -Gemeinschaften eine längere Tradition, dennoch haben moderne Romani-Vorführungen und -Produktionen im Bereich Theater und Schauspiel, darunter Musicals, ihre Wurzeln in Russland (1931), Mazedonien (1970), der Slowakei sowie in anderen osteuropäischen Ländern.
Existierende Filme, die das Leben und die Kultur der Romani zeigen, wurden größtenteils von Nicht-Romani produziert. Der bekannteste Romani-Filmproduzent ist Tony Gatlif. Die Produktion von Dokumentarfilmen ist jedoch ein wachsender Bereich mit wichtigen Beiträgen von Romani-Wissenschaftlern, -Aktivisten und -Gemeinschaften.
Die Romani-Literatur findet ihren Ausdruck oft in der Dichtung, in Kurzgeschichten und in einigen Romanen. Die Werke werden sowohl in der jeweiligen Landessprache der Romani-Schriftsteller als auch in Romani-Dialekten und als Übersetzung veröffentlicht. Einer ihrer erfolgreichsten Romanschriftsteller ist Matéo Maximoff aus Frankreich.
Einige zeitgenössische Romani-Künstler, z.B. Katarzyna Pollok (Ukraine/Polen), Ceija Stojka (Österreich), Gabi Jimenez (Frankreich) und István Szentandrássy (Ungarn), schaffen Kunst, die die einzigartige historische Vielschichtigkeit und die gemeinsamen Erfahrungen der Romani-Identität als Teil der globalen Kunstgeschichte wiederspiegelt.
Sozial vernetzte Websites sind eindeutig der Ort, wo viele junge und aktive Romani mit Zugang zu modernen Technologien bevorzugt ihre Erfahrungen, Identitäten und gemeinsame Geschichte austauschen und in Romani-Dialekte, in Landessprachen und oft auch ins Englische sowie aus diesen Sprachen übersetzen.