Die interessanten Verbindungen zwischen der Roma-Kultur und dem Übersetzen

Wir von Translation Romani  haben uns dazu entschlossen, den Begriff Romani in allen Sprachversionen der Website beizubehalten. Er bezieht sich sowohl auf die Sprache als auch auf all die verschiedenen ethnischen Gruppen der Welt, d.h. Roma, Sinti, Manuš, Calé, Romanichal, Kalé und viele andere. Bitte lesen Sie die wichtigen Hinweise unserer Übersetzer zu Erklärungen und anderen Übersetzungen, die lokal, regional oder national verwendet werden.

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Translation Romani
Gibt es eine Romani-Nation?

“Nation” bezeichnet im Allgemeinen eine Gruppe von Menschen, die in einem Gebiet, das politisch durch eine gemeinsame Regierung organisiert ist (d.h. ein „Staat“) leben. Ebenso bezeichnet es ein Volk, mit einer gemeinsamen Geschichte sowie bestimmten Sprach- und Kulturtraditionen. „Nation“ ist nicht immer gleichbedeutend mit „Staat“. Dies wurde beispielsweise 2006 deutlich, als Katalonien und Québec Anträge auf Anerkennung als eigenständige Nation innerhalb Spaniens bzw. Kanadas stellten. Ohne ein konkretes, geographisches Territorium oder Heimatland muss „Nation“ konzeptuell auf anderen Definitionen beruhen, damit die sprachlichen und kulturellen Rechte einer bestimmten Gruppe von Menschen angesprochen und anerkannt werden. Schwierige Situationen entstehen manchmal, wenn Staatsbürgerschaft bedeutet, dass die mit „Nation“ einhergehenden ethnischen Unterschiede oder Minderheitenunterschiede minimiert oder beseitigt werden sollen. Politische Anerkennung wird noch wichtiger, wenn Sprachplanung zum Sprachüberleben oder unterstützende Maßnahmen zur nachhaltigen Sprachentwicklung an erster Stelle stehen. Und dies ganz besonders, da moderne Kolonisierung und Globalisierung dazu beigetragen haben, dass derzeit fast die Hälfte der ca. 7.000 Sprachen der Welt gefährdet sind. 

Obwohl zweifelsohne schon früher Anstrengungen unternommen wurden, kann das Jahr 1971 als Gründungsdatum der neueren Geschichte der Bestrebung, eine Romani-Nation zu gründen, angesehen werden. Auf dem ersten Welt-Roma-Kongress in London wurde eine Fahne, ein Wahlspruch und eine Hymne ausgewählt und der 8. April wurde weltweit zum Internationalen Romani-Tag ausgerufen. Diese Symbole, die die Identität einer modernen Nation wiederspiegeln, vermengen sich mit jahrhundertealten, mündlich überlieferten Traditionen wie der Romaniya (das Rechtssystem der Romani) der Romanipe (die Romani-Gemeinschaft) und der Kris (Richterrat). Diese haben fast 1000 Jahre lange zum Erhalt sozialen Zusammenhalts und sozialer Geschlossenheit innerhalb der Romani-Familien und -Gemeinschaften beigetragen. Seit den frühen 1970ern unterscheiden sich die Romani-Organisationen und -Bewegungen in ihren Konzepten, Strategien und Handlungsweisen. Einige weitere Romani-Kongresse fanden seit 1971 statt. 1978 wurde auf dem zweiten Romani-Kongress in Genf die International Romani Union (IRU)  gegründet. Sie hat ihren derzeitigen Hauptsitz in Prag. Der Roma National Congress mit Sitz in Hamburg entstand Mitte der 1980er. Die Gründung und nachfolgende Erweiterung der Europäischen Union haben nichtstaatliche und andere Organisationen (CoE Roma and Travellers, ERTF, ERIO, ERRC etc.) dazu veranlasst, Initiativen zur Untersuchung von Minderheitenrechten in Europa zu gründen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.      

Angesichts der Globalisierung und engeren Vernetzungen zwischen den weltweit zerstreuten Gemeinschaften setzen sich Romani-Aktivisten nicht nur für eine Romani-Nation basierend auf einer gemeinsamen Geschichte verbunden mit der jeweiligen lokalen und nationalen Geschichte ein, sondern auch für Menschenrechte bezogen auf Einzelpersonen und Gruppen. Diese Rechte werden in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen dargelegt und wurden ins Romani übersetzt. Sie können die Grundlage schaffen für die Gestaltung und Durchsetzung von Gesetzen zur Bekämpfung von Vorurteilen, Diskriminierung, Rassismus und Verfolgung und zur Bereitstellung von menschengerechtem Wohnraum, sauberem Wasser, Gesundheitsversorgung sowie von Zugang zu Bildung und Arbeit. 

Literaturhinweise:

Garo, Morgan (2009), Les Rroms. Une nation en devenir ?, Paris: Éditions Syllepse.

Karanth, Dileep (ed), Danger! Educated Gypsy. Selected Essays. Ian Hancock, Hertfordshire: University of Hertfordshire Press, 2010.

Kenrick, Donald (2004), The Romani World. a historical dictionary of the Gypsies, Hertfordshire: University of Hertfordshire Press.

O`Nions, Helen (2007), Minority Rights Protection in International Law. The Roma in Europe, Hampshire: Ashgate Publishing Ltd.

Patrin, "A Brief History of the Roma", retrieved on 4 Sept 2011 at http://www.reocities.com/~patrin/history.htm.

Sigona, Nando and Trehan, Nidhi (eds), Romani Politics in Contemporary Europe. Poverty, Ethnic Mobilization, and the Neoliberal Order (New York: Palgrave Macmillan, 2009).

Vermeersch, Peter (2006), The Romani Movement. Minority Politics & Ethnic Mobilization in Contemporary Central Europe, New York, Oxford: Berghahn Books.

Weyrauch, Walter O. (ed), Gypsy Law. Romani Legal Traditions and Culture(Berkeley: University of California Press, 2001).

 


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